Wunden, die nach acht Wochen nicht abgeheilt sind, gelten medizinisch als chronisch. Schlecht heilende Wunden sind weit verbreitet, stellen eine interdisziplinäre Herausforderung dar und beeinflussen die Lebensqualität der Patient:innen erheblich. Die Gründe für eine ausbleibende oder verzögerte Wundheilung steigen mit zunehmendem Alter in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen. Eine strukturierte Dokumentation der Wunde ist daher essenziell, um Veränderungen im Wundverlauf frühzeitig zu erkennen und die Versorgung sachgerecht zu steuern.
Um Wundheilungsstörungen zu verstehen, ist es hilfreich, den normalen Heilungsverlauf zu kennen. Dieser verläuft in drei Phasen:
Ab dem Moment der Verletzung werden die Blutgefäße eng gestellt, um einen weiteren Blutverlust zu vermeiden. Der Körper setzt Immunzellen frei, wodurch Fresszellen und weiße Blutkörperchen ins Wundgebiet wandern. Diese schwemmen Bakterien, Fremdkörper und abgestorbenes Gewebe aus. Hier kommt es zu vermehrter Sekretion, Rötung und Schwellung. (Dauer 1–4 Tage)
In dieser Phase wird der Substanzverlust durch neues Gewebe aufgefüllt. Es bildet sich ein Gerüst aus Kollagen und Zellen mit kleinen neuen Blutgefäßen (Kapillaren), um die Versorgung sicherzustellen. Das Gewebe zeigt sich in einer roten, gut durchbluteten, glänzenden und körnigen Oberfläche. (5–10 Tage)
In dieser Phase wird faserreiches Narbengewebe gebildet. Epithelzellen wachsen vom Wundrand ausgehend über die Wunde. Die Zellschicht verdickt sich und resultiert im vollständigen Wundverschluss. (11–21 Tage)
Eine Wundheilungsstörung liegt vor, wenn eine offene Wunde über einen längeren Zeitraum keine Heilungstendenzen zeigt. Nach der Definition der Initiative Chronische Wunden (ICW e. V.) gelten Wunden als chronisch, wenn sie trotz angemessener medizinischer Versorgung länger als acht Wochen bestehen oder von Beginn an eine Therapie der fortbestehenden Ursache erforderlich ist. Das heißt, dass eine Krankheit besteht, die hinter der Wundheilungsstörung steckt. Im Alltag zeigen chronische Wunden charakteristische Merkmale wie vermehrte Sekretion, anhaltende Rötung, Schwellung, gelbe Beläge und oft auch Schmerzen. Im schlimmsten Fall zeigt sich abgestorbenes, schwarzes Gewebe (Nekrosen).
Die Wundheilungsstörung ist selten nur auf eine Ursache zurückzuführen, sondern ergibt sich meist aus einer Kombination mehrerer beeinflussender Faktoren. Dies macht jede chronische Wunde einzigartig und erschwert genaue Prognosen für die Abheilungsdauer. Eine strukturierte Dokumentation von Beginn an hilft, den Gesamtverlauf zu überblicken.
Die Faktoren, die eine Wundheilung behindern, lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
Diese gehen vom Inneren des Körpers aus:
Diese sind auf die Wunde selbst und ihre unmittelbare Umgebung zurückzuführen:
Folgende Warnzeichen deuten auf eine chronische Wunde hin, die professionelle medizinische Hilfe benötigt:
Einige Maßnahmen können zur Prävention von Wundheilungsstörungen beitragen:
Bei Menschen mit Diabetes ist besondere Aufmerksamkeit auf die Fußgesundheit erforderlich; die Füße sollten regelmäßig auf kleine Verletzungen untersucht werden.
Chronische oder langsam heilende Wunden können den Alltag stark beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, Veränderungen früh zu erkennen und den Wundverlauf gut zu dokumentieren. Eine regelmäßige, strukturierte Wunddokumentation hilft dabei, den eigenen Heilungsverlauf besser nachzuvollziehen und wichtige Anzeichen einer möglichen Wundheilungsstörung frühzeitig zu bemerken.
Digitale Unterstützung wie die VulnaCurae-App kann diesen Prozess erleichtern, indem sie die tägliche Wunddokumentation übersichtlich strukturiert und Beobachtungen für das medizinische Fachpersonal nachvollziehbar darstellt. So entsteht mehr Sicherheit im Umgang mit der eigenen Wunde und eine transparente Grundlage für die gemeinsame Einschätzung mit dem Behandlungsteam.